Das Medizinische Simulationszentrum in der Filiale der Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin wurde am 27. Januar 2020 eröffnet. Das Zentrum wurde im Rahmen des von dem Kooperationsprogramm INTERREG V A. subventionierten Projekts „Integrierter grenzüberschreitender Rettungsdienst Pomerania/Brandenburg (InGRiP)“ eingerichtet. Es ist das erste Medizinische Simulationszentrum in Polen, das zum Rettungsdienst gehört. Dort werden Notfallsanitäter und Ärzte aus Deutschland und Westpommern gemeinsam geschult. All dies soll die Zusammenarbeit zwischen polnischen und deutschen Medizinern bei der Rettung von Menschenleben und Gesundheit erleichtern.
– Ich hoffe, dass sich der Erfolg dieses Projekts in einem Gefühl der Sicherheit für die Bewohner der Grenzregionen und die Touristen, die Westpommern und Mecklenburg besuchen, niederschlagen wird – sagte Olgierd Geblewicz, Marschall der Wojewodschaft Westpommern. – Ich drücke die Daumen für den weiteren Erfolg der Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin, damit sie weiterhin die beste in Polen ist.
Die Trainingseinrichtungen des Medizinischen Simulationszentrums wurden mit einem Patientenraumsimulator und fünf Patientensimulatoren ausgestattet, die Patienten imitieren und verschiedene klinische Situationen simulieren können. Die Trainings im Medizinischen Simulationszentrum in Misdroy beginnen im Februar 2020 und laufen bis Mai 2020. Im Rahmen des Projekts sind ca. eintausend medizinische Simulationstrainings geplant, die in Übereinstimmung mit den aktuellen Rettungsmaßnahmen, die von dem Rettungsdienst verwendet werden, durchgeführt werden.
Das Zentrum wurde mit Video- und Tonaufnahmegeräten ausgestattet. Dies ermöglicht eine Gesamtbeurteilung der Situation, eine Analyse des Verhaltens des Teams und das Ziehen von konstruktiven Schlussfolgerungen.
– Die Personen, die an den Trainings teilnehmen, werden die Möglichkeit haben, aus eigenen Fehlern zu lernen, ohne Gefahr zu laufen, andere Menschen zu verletzen. Eine solche Lernform ermöglicht eine ruhige Analyse einzelner Ereignisse und die Beseitigung tragischer Behandlungsfehler – sagt Roman Pałka, Leiter der Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin.
SPRACHKURS
Vor den Schulungen im Medizinischen Simulationszentrum lernten die Medizinern aus Westpommern Deutsch und ihre deutschen Berufskollegen lernten Polnisch. Aus der Woiwodschafts-Notfallstation nahmen an den Training Notfallsanitäter und Ärzte aus Stettin, Misdroy, Swinemünde, Cammin in Pommern, Greifenhagen, Gollnow, Königsberg in der Neumark, Pyritz und Greifenberg in Pommern teil. Der Sprachunterricht mit polnischen Medizinern wurde von Dr. Dorota Orsson geführt, die Germanistik an der Schlesischen Universität und polnische und klassische Philologie Polnisch als Fremdsprache an der Adam-Mickiewicz-Universität studierte und im Projekt InGRiP an der Universität Greifswald arbeitet. Der Unterricht mit den Medizinern aus Deutschland wurde von Dr. Grzegorz Lisek aus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald geführt.
Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, an 120 Stunden Präsenzunterricht teilzunehmen und danach weitere Übungen mithilfe einer speziell dafür erstellten E-Learning-Plattform selbstständig zu machen. Um das Lernen zu erleichtern, wurden die Kursteilnehmer mit Tablets ausgestattet, die es ihnen ermöglichten, die Sprache weiter zu lernen und die erworbenen Fähigkeiten zu festigen
SIMULATOREN
– Die modernen Patientenraumsimulatoren, die sich im Medizinischen Simulationszentrum befinden, sind die technologisch fortschrittlichsten Apparaten, die Menschen widerspiegeln, einschließlich unserer Physiologie, unseres Körpers und unserer Auswirkungen auf verabreichte pharmakologische Substanzen – sagt der Leiter, Roman Pałka
Diese Simulatoren reagieren in Echtzeit und entsprechend der menschlichen Physiologie auf durchgeführte Maßnahmen, medizinische Verfahren und verabreichte Medikamente. Derzeit sind sie das beste Lehrmittel. Sie ermöglichen es, eine realitätsnahe Simulation durchzuführen.
Alle Simulatoren befinden sich in Räumen der Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin, in der Filiale in Misdroy und werden sowohl für die Schulung der polnischen als auch der deutschen Mediziner eingesetzt, die bei den Projektpartnern beschäftigt sind. Die Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin ist für den Kauf und den Betrieb der Simulatoren verantwortlich.
Das Projekt umfasste den Kauf von:
– einem Rettungswagensimulator – es ist eine Nachbildung des Patientenraums, die mit einer mehrachsigen Bewegungsplattform ausgestattet ist, die es ermöglicht, Fahrzeugbewegungen realistisch nachzubilden;
– einem mobilen Traumasimulator – ein völlig mobiler und kabelloser Simulator, der einen erwachsenen Patienten nachbildet; er ermöglicht es, Schulungen unter verschiedenen Wetterbedingungen, in natürlichen Umgebungen und an schwer zugänglichen Orten durchzuführen. Seine Funktionen umfassen u.a.: einen realistischen Atemweg, realistische Geräusche, Zwinkern, Augenbewegung und einen fühlbaren beidseitigen Puls. Dieser Simulator verfügt über mehrere Blutungsstellen, darunter z. B. Gliedmaßen, Bauch oder Oberkörper, und hat interne Blutbeutel und eine realistische Artikulation. Er ermöglicht es, Übungen im Bereich von Amputationen oder Schusswunden durchzuführen;
– einem Notfall-Patientensimulator – durch die Verwendung moderner Lösungen im Bereich der Physiologie und Pharmakologie ermöglicht dieser Simulator eine hochspezialisierte und realistische Durchführung aller medizinischen Maßnahmen; zu seinen Funktionen gehören Schwitzen, Speichel-, Tränenfluss, Blutergüsse und Augenbewegung. Dieser Simulator verfügt auch über lichtempfindliche Pupillen; er bietet die Möglichkeit, Schwellungen der Zunge, des Rachens oder des Kehlkopfes zu erzeugen sowie intraossärer und intravenöser Zugang zu legen;
– einem Geburtssimulator – der Simulator bildet das Verhalten und die Eigenschaften einer gebärenden Frau sowie ihres Babys äußerst realistisch ab. Er ist mit natürlich nachgebildeten Becken, Geschlechtsorganen und Geburtskanal ausgestattet. Die Übungspuppe ermöglicht u.a. automatisches Absenken und Drehen des Babys während der Geburt, unterschiedliche Positionierung des Fötus und Blutungen aus dem Geburtstrakt. Das Baby ist mit einem schief verformten Kopf, tastbarer Fontanelle und Sagittalnaht, Nabelschnur sowie Plazenta ausgestattet; der Simulator ermöglicht auch die Durchführung einer Geburt mit Hilfe einer Geburtszange oder einer Saugglocke. Der Simulator ermöglicht die Messung des Pulses, eine EKG-Aufzeichnung, eine Herzdruckmassage, einen intravenösen Zugang und eine Herztonmessung. Er verfügt auch über einen Atemweg mit der Fähigkeit, ihn durchlässig zu machen, hörbare Atmung und einen sich bewegenden Brustkorb. Er kann mit einem Beatmungsbeutel belüftet werden;
– einem Babysimulator – ein Babysimulator, der auf typische Erkrankungen und Verletzungen von Säuglingen ausgelegt ist und zusätzliche Veränderungen in ihrer Physiologie berücksichtigt. Er ermöglicht es, EKG durchzuführen und Sättigung, Blutdruck, Körpertemperatur und Lungenkapillarenverschlussdruck zu messen;
– einem pädiatrischen Notfallsimulator – ein Simulator, der in seinen Besonderheiten dem Babysimulator ähnelt, er verfügt aber über eine Software, die die physiologischen Veränderungen, die für ein Kind im Alter von 5-7 Jahren typisch sind, nachbildet. Sein anatomischer Aufbau ähnelt dem eines Kindes in diesem Alter.
Die Patientensimulatoren und technische Ausstattung für das Medizinische Simulationszentrum wurden von Laerdal Medical Poland sp. z o.o. zusammen mit SimEdu zur Verfügung gestellt und der Patientenraumsimulator wurde von AUTO-FORM Sp. z o.o. i wspólnik sp.k. zugeliefert. Die Bruttokosten für den Kauf von Simulatoren und technischer Ausrüstung des Medizinischen Simulationszentrums betragen 2.695.035,25 PLN.
ÜBER DAS PROJEKT „INTEGRIERTER GRENZÜBERSCHREITENDER RETTUNGSDIENST POMERANIA/BRANDENBURG“
Das Ziel dieses Projekts ist es, die Zusammenarbeit der verantwortlichen Institutionen und Rettungsdienstträger im Rahmen von öffentlichem grenzüberschreitendem Rettungsdienst im Fördergebiet zu integrieren und zu optimieren und dabei die Versorgung der Notfallpatienten nach den aktuellen Richtlinien und die Absicherung von lebensbedrohlichen Situationen zeitnah zu gewährleisten.
Zu den geplanten Tätigkeiten des Projekts gehören die Implementierung eines grenzüberschreitenden Notfallsystems, der Abbau von Sprachbarrieren, die Schaffung und Implementierung einer gemeinsamen zweisprachigen Kommunikationsplattform und die gemeinsame polnisch-deutsche Ausbildung von medizinischem Personal an modernen medizinischen Simulatoren.
Dies ist ein Pilotprogramm, bisher gab es keine derartigen Projekte im deutsch-polnischen Grenzgebiet, daher bildet es die Basis und das Modell für andere Wojewodschaften und Bundesländer, die an solchen Lösungen arbeiten. Die Arbeit an der Erstellung und Umsetzung des Projekts dauerte seit 2014.
Das Projekt erhielt im Rahmen des Programms INTERREG V A Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und wird von sieben Partnern durchgeführt, darunter:
- Universitätsmedizin Greifswald, Klinik für Anästhesiologie – führender Partner,
- Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald,
- Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin,
- Landkreis Vorpommern-Greifswald / Eigenbetrieb Rettungsdienst,
- Gemeinnützige Rettungsdienst Märkisch-Oderland GmbH,
- DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG,
- Selbständige Öffentliche Anstalt für Gesundheitspflege Luftrettung
Die Gesamtkosten des Projekts betragen 2 341 948 EUR. Das Projekt hat im Rahmen des Programms Interreg V A eine Finanzierung in Höhe von 1,99 Mio. EUR erhalten, und seine Dauer ist auf drei Jahre geplant. Das Budget der Woiwodschafts-Notfallstation in Stettin im Rahmen dieses Projekts betrug 1.044.880,24 EUR, wovon 156.732,03 EUR den Eigenanteil bilden.